Seniorenkreis: Erkundung Klosterruine Frauenalb

Kurzweiliger Ausflug mit „Klostergeist“ Gerhard Stöckle

Knapp 40 Teilnehmer/innen zählte der jüngste Ausflug des Seniorenkreises der DJK Ost am 19. September 2019 zu einem besonderen Kulturdenkmal in unserer Region. Knapp eine Stunde mit der Stadtbahn vom Karlsruher Marktplatz entfernt, erheben sich die beiden erhaltenen Kirchtürme des ehemaligen Klosters Frauenalb in den Himmel des Albtals.

Im Vorfeld des Ausflugs war es gelungen, mit dem Architekten Dipl. Ing. Gerhard Stöckle, auf dem Bild links zu sehen, den Fachmann zur Klosteranlage überhaupt zu gewinnen. Für seine inzwischen 43 Jahre lange ehrenamtliche Tätigkeit für die Klosterruine war Gerhard Stöckle, der zusammen mit seiner Ehefrau Erika die Exkursion leitete, 2017 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

In seinem rund 45 Minuten währenden Streifzug durch die über 800-jährige Geschichte Frauenalbs, von der Gründung als Benediktinerinnenkloster und adeliges Damenstift um das Jahr 1180 bis zum heutigen Tage, erwies sich Gerhard Stöckle einmal mehr als profunder Kenner und großartiger Erzähler, der alle Anwesenden in seinen Bann zog.

Die Klostergründung Frauenalbs ging auf eine Stiftung der Grafen von Eberstein Ende des 12. Jahrhunderts zurück, wobei ein exaktes Gründungsdatum urkundlich nicht belegt werden kann, aber anhand von Untersuchungen der ältesten Bausubstanzen um 1180 zu datieren ist. In seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert lebten rund 30 Konventualinnen im Kloster, das selbst über beachtliche Besitztümer in der näheren und weiteren Umgebung verfügte und so einen erheblichen Reichtum erwirtschaften konnte. Als 1802/03 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses unter Napoleon Bonaparte zahlreiche weltliche sowie sämtliche geistliche Herrschaftsgebiete aufgehoben wurden, fiel die Klosterherrschaft Frauenalb mit allen Besitztümern an das Großherzogtum Baden.

Da der Staat Baden mit dem großen Klosterareal nichts so recht anfangen konnte, überließ dieser Kirche und Konvent einer ganzen Reihe von Abenteurern und Spekulanten, die sich als Unternehmer von Spinnereien und Webereien ebenso versuchten wie als Lackwarenfabrikanten oder Bierbrauer und als frühe „Start-Up-Unternehmen“ so ziemlich alles an die Wand fuhren und nur Schulden hinterließen. So bewahrheitete sich 1853 der Fluch der letzten Äbtissin Maria Viktoria von Wrede (1793-1803), nach dem ein Brand alles vernichten solle, was dem eigentlichen Sinn des Klosters widersprach. In jenem Jahr 1853 wütete in der Tat ein gewaltiges Feuer in Frauenalb, das die gesamte Klosteranlage nur noch als Ruine übrig ließ.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Klosteranlage dem Verfall überlassen oder diente sowohl als Steinbruch wie auch als Müllplatz. Obwohl mit dem Bau der Albtalbahn von Karlsruhe über Ettlingen nach Bad Herrenalb bereits um 1900 die ersten Touristen Frauenalb zu entdecken begannen, sollte es noch viele weitere Jahre dauern, bis sich die Denkmalpflege der Anlage annahm. Seit Gründung einer eigenen „Stiftung Frauenalb“ im Jahre 1959, in der die Stadt Karlsruhe, der Landkreis Karlsruhe, die Stadt Ettlingen sowie die Gemeinde Marxzell vertreten sind, wurden bis dato mehrere Millionen Euro für die Sanierungsmaßnahmen ausgegeben und Frauenalb dient seit Jahren als malerische Kulisse für kulturelle Aufführungen.

Zum Abschluss des Exkursionsteils besichtigten die Ausflügler die imposanten Kellergewölbe unter der Kirche und konnten sich davon überzeugen, dass es keinen geheimen Gang zwischen dem adeligen Damenstift und dem Zisterzienserkloster Herrenalb gegeben hatte.

Den Ausklang beging der Seniorenkreis zusammen mit dem Ehepaar Stöckle im Lokal „König von Preussen“. Ein gelungener Abschluss bei bestem vorherbstlichem Wetter im Albtal, das sich von seiner besten Seite zeigte.

Bernd Breitkopf