Totengedenken am 22.11.2020 in Zeiten von Corona

Liebe Vereinsmitglieder,

wie kann es anders sein, als dass Corona das Thema meiner heutigen Gedanken zum Totengedenken sein wird. Nichts hat – weltweit – das gesamte öffentliche wie private Leben so beeinflusst, wie diese Pandemie und sie ist das zentrale Ereignis seit dem Zweiten Weltkrieg vor über 75 Jahren. Seit März diesen Jahres hat sich unser aller Leben geändert, wir erlebten, wie im Frühjahr binnen weniger Tage die Geschäfte und Restaurants schlossen, Verwaltungen und Betriebe auf ein kleines Stammpersonal reduziert oder komplett nach Hause geschickt wurden, wie Kirchen, Schulen, Universitäten und Kindergärten ihre Tore schlossen und in den Krankenhäusern und Altenheimen die Katastrophen ausbrachen. Und die Bilder, die weltweit in unsere Wohnzimmer drangen machten klar, hier passiert etwas, womit man niemals gerechnet hatte.

Totengedenken beim Gedenkstein

Und als es in den Sommer hineinging, die Tage immer länger wurden und die scheinbare Bedrohung immer mehr zurückging, da verlor Corona für viele seinen Schrecken. Schnell sollte auch der daniederliegende Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, die Corona-Verordnungen wurden immer hektischer verbreitet und sorgten für reichlich Verwirrung. Aber nach 2 bis 3 Monaten war auch klar, dass es im Amateurbereich nicht der Sport war, der in erster Linie gefehlt hatte, sondern die menschlichen Kontakte, das was man „Vereinsleben“ nennt, dass man sich in ungestörter Runde zusammensetzen kann. Der Sport kann und soll immer nur Mittel zum Zweck sein und nicht der Zweck an sich. Deshalb lautet auch das Motto des DJK-Verbandes „Sport, um der Menschen willen“, für sich selbst und mit anderen etwas Gutes tun.

Und als der Sommer dann da war und auf einmal nichts wichtiger als Reisen wohin man will, war vielen von uns bewusst, dass das der falsche Weg sein wird, die von den Fachleuten prognostizierte „Zweite Welle“ zu ignorieren. Sorglosigkeit, Übermut und bei manchen eine gehörige Portion Dummheit setzten im Herbst noch einen drauf und die Fallzahlen stiegen von Tag zu Tag bedrohlich an. Seit 2. November – vor rund drei Wochen – musste unser Clubhaus erneut schließen und wir wissen aktuell nicht, wie es weitergeht.

Hatten wir während der ersten Coronaphase noch den absoluten Rückhalt unserer Mitglieder, so fängt die Front möglicherweise an zu bröckeln. Die „Zweite Welle der Pandemie“ wird somit nicht nur für unseren Verein zu einer großen Herausforderung. Sie ist es in manchen Bereichen, wie dem Gesundheitswesen, unserem Wunsch nach persönlichen Kontakten und Gesprächen, zu einem täglichen Kraftakt geworden. Unsere Mitglieder – so scheint es – wurden bisher vom Schlimmsten verschont und unser Appell gilt deshalb in erster Linie an alle, so vorsichtig und bedacht zu bleiben, wie es eben geht. Und wieder einmal gilt in unserem Verein, dass es nur gemeinsam weiter und voran gehen kann. Der Blick zurück darf und muss aber auch gewährleistet bleiben, dass man den Boden der Tatsachen – woher wir kommen und wer wir sind – nicht aus den Augen verliert.

Einen festen Platz – und dies hatte ich bei unserer diesjährigen Jahreshauptversammlung erwähnt – hat die auch heute gelebte Tradition, an Totensonntag für einen kurzen Moment an der Stelle unseres Gedenksteins inne zu halten. Dass wir diese Gedenkfeier nicht in gewohntem Rahmen würden durchführen können, ist seit längerem bekannt, doch einen Ausfall wollten wir nicht zulassen.

Erinnerung an ein früheres Mitglied der DJK-Ost: Grabmal von Dr. Franz Gurk auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe

Gerade heute, wo unser Leben so viele gewohnte Eckpunkte und Orientierungen aufgrund von Corona verloren hat, ist es wichtig, einige Vereinstraditionen zu pflegen. Wenn schon keine sportlichen oder geselligen Zusammenkünfte augenblicklich möglich sind, so wollen wir uns an dem festhalten, was uns Mut, Kraft und Zuversicht schöpfen lässt. Hierzu zählt auch, die bereits von uns Gegangenen weiterhin in unserer Gemeinschaft immer wieder lebendig werden zu lassen, indem wir uns an sie in besonderem Maße erinnern.

Die Toten sind uns vorausgegangen. Vielleicht warten sie auf uns. Sie sind vermutlich nicht in der Lage, uns hier und jetzt zu helfen. Aber trösten können sie. Wer weiß, die Zeit der Erfüllung in diesem oder in einem anderen Leben steht womöglich noch aus.

Auch in diesem Jahr mussten wir wieder von Bekannten, Verwandten und Freunden Abschied nehmen. In erster Linie sind natürlich zuerst die engsten Angehörigen und Verwandten von Trauer und Schmerz ergriffen und es braucht Zeit, diese Trauer zu verarbeiten, um sie überwinden zu können. Immer wieder helfen hierbei Gebete für die Verstorbenen, wie diese bereits bei den frühen Christen überliefert sind. Doch oftmals kann nicht sofort der Glaube an eine Wiederauferstehung über den ersten Schmerz hinweghelfen. Wer aber seinen Schmerz mit anderen teilen kann und wer von diesen anderen in einer Gemeinschaft aufgefangen wird, wird Trost und Zuversicht in die Zukunft gewinnen.

In diesem Jahr erinnern wir insbesondere an:

Wolfram Langer, * 20.1.1931 8.10.2020

Ursula Schneider, * 12.11.1935 21.8.2020

Otto Pfeiffer, * 17.8.1935, 13.5.2020

Wir gedenken heute all jener Menschen, die wir im familiären Kreis, im Kreise von Verwandten, Freunden, Vereinskameraden durch Tod verloren haben. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten. Wir erinnern an sie und lassen sie damit weiter teilhaben an unserer Gemeinschaft.

Bernd Breitkopf, 1. Vorsitzender